Mit diesen vier Karten läßt sich die Entwicklung des Berliner Stadtgebiets gut verfolgen. Neben der aktuellen Vergleichskarte beleuchten drei Karten das historische Berlin: die vorindustrielle Stadt, das junge „Groß-Berlin“ mit 3,8 Millionen Einwohnern und die durch die Mauer geteilte Stadt. Die erste Karte trägt die Jahreszahl 1806: Das noch erstaunlich kleine Berlin liegt etwas verloren inmitten einer offenen Feld-, Wald- und Wiesenlandschaft. Ein Mosaik aus unzähligen Dörfern beherrscht den Kartenausschnitt. Die Dorfgrenzen haben sich seit dem Mittelalter kaum verändert und erlauben einen Blick tief in die Geschichte der Mark Brandenburg. Auch die Gründungsgeschichte Berlins ist ablesbar: Es entstand an der schmalsten Stelle der Spreeniederung als Flußübergang einer neuen Fernhandelsstraße. Berlin wuchs erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts rasant, und mit ihm die umliegenden Gemeinden, die zu Städten wurden. Der Ballungsraum hatte bald 3,8 Millionen Einwohner. 1920 war es also überfällig, eine umfassende Stadtgemeinde zu bilden. Die umliegenden Dörfer und Städte wurden eingemeindet und „Groß-Berlin“ war geboren. Sein Stadtumriß füllt nun die ganze Karte aus und ist uns bis heute vertraut. Die zukunftsträchtige Gründung „Groß-Berlin“ jährt sich 2020 zum hundertsten Mal. 1988 finden sich zwei strikt getrennte Stadtgebilde auf der Karte: Ost- und West-Berlin. Die Einteilung in drei West-Sektoren und einen Ostsektor – die Hauptstadt der DDR – ist erkennbar. Zahlreiche Straßenverläufe sind unterbrochen und es gibt nur einige wenige Grenzübergänge. Auch die Bezirksgrenzen haben sich seit 1920 verändert. Im Osten wurden zudem drei neue Stadtbezirke gebildet. Im Jahr 2020 besteht Berlin aus zwölf Fusionsbezirken, die 2001, meist paarweise, gebildet wurden. Die nun wieder wichtiger gewordenen Grenzen der 96 Ortsteile treten deutlich hervor und unterscheiden sich erstaunlich wenig von den Dorfgrenzen der ersten Karte von 1806.
ISBN: 978-3-933502-46-9