Birgit Werres kann zaubern Ihr gelingt es, einen einfachen Draht in eine geschwungene Linie im Raum zu verwandeln, ein Knäuel aus Spanngurten im dynamischen und komplexen Miteinander aus Formen, Farben und Texturen eines Baumwollnetzes zu vereinigen. Verspielt und streng entfalten ihre Arbeiten eine Dynamik im Raum, die mit der Bewegungsfülle des Barocks genauso assoziiert werden kann wie mit einer minimalistischen Entscheidung, die auf alles Unnötige verzichten will und auf die Möglichkeiten des Materials vertraut. Seit den 1990er Jahren durchstreift die Künstlerin Straßen, Baustellen, industrielle Brachen, Fabriken und Fertigungsanlagen auf der Suche nach Materialien für ihre Skulpturen und Wandobjekte. Früher waren diese Anlagen noch ein Eldorado der Materialbeschaffung. Heute, in Zeiten des Recyclings, gleichen sie mitunter Hochsicherheitstrakten, wie die Künstlerin erst kürzlich im Gespräch bemerkte. Ein Recycling ganz anderer Art betreibt sie selbst: Metalle, Kunststoffe, Behälter, Draht und »Zeug«, das alles findet Eingang in ihre Arbeit im Atelier. Es sind sprechende Relikte aus der Produktion, Reste, die Spuren von Benutzung tragen, ebenso minimalistisch wie schön und von Birgit Werres zu Objekten im Raum zusammengefügt. Alles trägt eine Geschichte in sich und kann zugleich zu etwas Neuem an einen neuen Ort werden. Ausstellung: Lokremise St. Gallen, 5/2 – 7/8/2022
ISBN: 978-3-86442-341-3