28. September 1998. Montag ist Spiegeltag. Schon einige Jahre lang hole ich erwartungsfreudig das bekannte Nachrichtenmagazin aus dem Briefkasten. Beim ersten Durchschauen orientiere ich mich an Überschriften, Untertiteln und vor allem auch an dem Bildmaterial, um zu entscheiden, was mich interessieren könnte. Diesmal stutze ich plötzlich. Einen der mehrere Seiten langen Hauptartikel wollte ich gerade überblättern, da bleibe ich an einem Bild hängen. Das Gesicht ist mir vertraut. Das ist doch nicht möglich!, denke ich…“ Berichtet wurde über Dr. Hans Münch, ein bekannter und geachteter Arzt, den Hans Schütz seit Jugendtagen gut kannte. Dieses Buch ist aus einer ganz besonderen persönlichen Betroffenheit entstanden. Der Autor war als junger Student in den 1970er-Jahren mehrfach bei Dr. Hans Münch in dessen griechischem Ferienhaus zu Gast, da er mit einem seiner Söhne befreundet war. Von der Vergangenheit Münchs als KZ-Arzt in Auschwitz wusste er damals allerdings nichts. Bis heute beschäftigt den Autor der Zwiespalt zwischen sehr positiven Erinnerungen an Dr. Münch und den Ferienaufenthalten bei ihm im griechischen Fischerdörfchen Afissos, und der Tatsache, dass es sich bei ihm um einen der menschenverachtenden Täter im Konzentrationslager Auschwitz handelte. Eine literarisch-dokumentarische Auseinandersetzung über NS-Verbrechen, Schuld, Sühne, die Aufarbeitungsdebatte der Nachkriegszeit und zu der Frage, weshalb wir auch heute noch NS-Greueltaten benennen und verurteilen müssen. Denn es gibt keinen guten Menschen von Auschwitz, als der Münch nach dem Krieg immer wieder benannt worden war …
ISBN: 978-3-86408-263-4