Emotionale Defizite stellen einen zentralen Faktor psychischer Erkrankungen dar. Die klinische Emotionsforschung weist jedoch Mankos auf: Erstens werden Emotionen nicht umfassend, sondern nur als Teilkomponenten, wie z.B. Emotionsregulation, erfasst. Die Konzentration auf einzelne Aspekte vermittelt allerdings kein Gesamtbild des emotionalen Systems. Zweitens nehmen klinische Studien meist einen Vergleich zwischen einer bestimmten Störungsgruppe und einer klinisch unauffälligen Kontrollgruppe vor. Dies unterstellt, dass Patienten an nur einem Störungsbild leiden. Oft überlagern sich jedoch Begleit- oder Folgeerkrankungen und es können nicht annähernd alle Störungsbilder gleichzeitig untersucht werden. Die Erkenntnisse müssen daher zwangsläufig lückenhaft bleiben. In ihrer Studie stellt die Autorin die Störungsdiagnose in den Hintergrund und konzentriert sich stattdessen auf das Funktionsniveau psychischer Struktur als Basis psychischer Erkrankungen. Dieses Funktionsniveau wird mittels „Operationalisierter Psychodynamischer Diagnostik“ (OPD und OPD-2) erfasst. Das Emotionssystem wird mit Emotionserleben, -regulation, -ausdruck sowie Dekodierfähigkeit und Empathie möglichst vollständig erhoben. So ergibt sich ein umfassender Einblick in die Emotionalität von Menschen mit guten und mit eingeschränkten strukturellen Fähigkeiten. Die Ergebnisse werden im Kontext bisheriger Erkenntnisse kritisch bewertet. Weiters bietet das vorliegende Buch einen Abriss psychodynamischer Strukturmodelle und psychologischer Emotionsforschung.
ISBN: 978-3-8288-9768-7