Die Sicht der Forscher Die Kelten sind das älteste namentlich bekannte Volk nördlich der Alpen. Sie siedelten vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer, von den Pyrenäen bis in die deutschen Mittelgebirge, sie gründeten Paris, eroberten Rom, zerstörten London. Doch wer sie wirklich waren, wird wohl niemand mehr herausfinden können, denn ihre Geschichten und Rituale haben sie mündlich weitergegeben. Wissenschaftler vermögen nur noch ihre Spuren zu erforschen. Ihre wichtigste Erkenntnis: ‚Die‘ Kelten hat es wohl nie gegeben – sondern eine Vielzahl von Stämmen, die vereint waren in einer gemeinsamen Kultur Das Volk aus dem Dunkeln Im 8. Jahrhundert v. Chr. ändern sich Kultur, Rituale, Handwerk und Kunst etlicher Stämme Süddeutschlands und benachbarter Regionen. Aus vielen Gemeinschaften formt sich so das erste namentlich bekannte Volk Mitteleuropas: die Kelten. Ihre Herrscher errichten gewaltige Hügelgräber, von denen sich das wohl älteste beim heutigen Frankfurt am Main erhebt. Und sie erbauen Siedlungen, wie die Heuneburg an der Donau, deren Schicksal bis heute rätselhaft ist Salz – Bergbau in Hallstadt Wer Salz besitzt, der ist Herr über Wohlstand und Mangel, der entscheidet über Leben und Tod, denn das Mineral ist lebenswichtig für Mensch und Vieh. Und so nehmen die Kelten Mühen und Gefahren auf sich, um es abzubauen. Jahrhundertelang graben keltische Bergleute in einem Tal hoch über dem Hallstätter See nach Salz. Zehntausende Tonnen ringen sie dem Berg ab – und beherrschen so für lange Zeit den Handel mit einem der wertvollsten Güter des Altertums Vix – Die Herrin des Berges Sie ist schwach, gebrechlich und von Schmerzen gequält: Und doch bestimmt die Fürstin von Vix um 500 v. Chr. die Geschicke eines der reichsten Handelsplätze der Kelten. Die Macht über den Mont Lassois an der Seine verdankt sie wohl dem Ansehen ihrer Familie, aber auch einem Bund mit den Göttern. Nach ihrem Tod wird sie in einem prächtigen Grab bestattet – und wenig später selbst wie eine Gottheit verehrt Glauberg – Das Geheimnis des steinernen Kriegers Am Rande eines keltischen Hügelgrabes am hessischen Glauberg entdeckten Forscher eine lebensgroße Statue – eine der ältesten Mitteleuropas Sturm auf Rom Zehntausende Kelten machen sich um 400 v. Chr. auf den Weg über die Alpen – angelockt wohl vom Luxus des Südens und der Aussicht auf militärische Erfolge. Die Völker Italiens haben den Invasoren anfangs kaum etwas entgegenzusetzen. Schließlich greifen die Krieger aus dem Norden sogar die Stadt am Tiber an Galater – Söldner im Dienst der Hellenen 278 v. Chr. heuert ein kleinasiatischer König 20 000 Kelten als Söldner an – und wird sie nicht wieder los Bildessay: Das Gold der Kelten Gold ist für die Kelten mehr als nur Schmuck und Prunk – das stets glänzende, kaum korrodierende Metall symbolisiert die Unsterblichkeit. Und so fertigen sie daraus Kleinode von höchster Symbolkraft: Halsreife, Zierbleche und Gewandspangen, deren Ornamente und Figuren stets über das Diesseits hinauszuwachsen scheinen in eine von geheimnisvollen Mächten beherrschte Anderswelt Manching – Die bedrohte Metropole Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. erschaffen die Kelten, inspiriert von den Etruskern, Römern und Griechen, die ersten Städte Mitteleuropas: Eine der größten dieser Siedlungen ist das im heutigen Bayern gelegene Manching. Dessen Bewohner errichten um 125 v. Chr. eine gewaltige Befestigungsanlage. Als Zeichen ihrer Macht – aber auch aus Angst Sklavenhandel – Auf Menschenjagd Der Wohlstand keltischer Städte gründet unter anderem auf einem ganz besonderen Handelsgut: Menschen. Und so überfallen keltische Raubtrupps gezielt germanische Bauern, um sie als Sklaven zu verkaufen Druiden – Mittler zwischen Himmel und Erde Kein selbstverfasstes Dokument kündet von ihrem Tun, keine Inschrift nennt ihre Namen. Doch sie waren die geistigen Führer der Kelten, arbeiteten als Lehrer und Richter, sprachen zu den Göttern und entschieden über Leben und Tod: die Druiden Bildessay: Heilige Masken Sie prangen auf Schwertern, Achsnägeln, Kannen und Fibeln: Rätselhafte Gesichter sind in der Welt der Kelten allgegenwärtig. Sie verkörpern Lebenskraft, Status und Göttlichkeit, doch vor allem sind sie Zeichen der Angst. Denn die Fratzen sollen auch böse Mächte abwehren Aufstand gegen Caesar Es ist der brutalste Krieg, den Kelten je erlebt haben: 58 v. Chr. überfallen römische Legionen unter ihrem Feldherr Gaius Iulius Caesar die Gallier im heutigen Frankreich. Dem Fürsten Vereingetorix gelingt es, etliche rivalisierende Stämme unter seiner Führung zu vereinen. Vor der Stadt Alesia kommt es zur Entscheidungsschlacht Interview: Der Untergang Während der Beginn der Kelten im Ungewissen liegt, ist ihr Ende durch Caesars Schriften gut belegt. Der Gallische Krieg machte die Möglichkeit eines eigenen Reiches zunichte. Doch weshalb konnte sich ihre Kultur nicht durchsetzen und was geschah mit den Kelten außerhalb Galliens? Die Archäologin Sabine Rieckhoff über den gescheiterten Weg zur Hochkultur – und über eine fast menschenleere Einöde im Süden Deutschlands Die letzten Rebellen Von ihren Nachbarn auf dem Kontinent übernehmen die Bewohner der Britischen Inseln die keltische Sprache und Kultur. Und sie haben den gleichen Feind: das Imperium Romanum. Im Jahr 43 n. Chr. erobern die Legionen des Kaisers Claudius weite Teile des heutigen England. Doch dann verbünden sich die Britannier gegen die Invasoren
ISBN: 978-3-652-00028-4