Ein eigenes Leben – das war so ein Fetzen der sich in Elmars Hirn hineinfraß und über den er dann stundenlang nachbrütete. Früher oder später kamen seine Gedanken dann zu Lolo zurück. Warum nur war er so auf diese Frau fixiert? Und war er das eigentlich auch schon, bevor sie ihr Bein verloren hatte? Ja. Zum Glück war er das bereits vorher. Dann ist er vielleicht tatsächlich kein Amelo. Wie sollte er das nur herausfinden? Das ist eine gute Frage fürs Forum, dachte sich Elmar und fuhr seinen alten und ziemlich laut brummenden Computer hoch. Er gab die Frage ein und wartete auf Antworten. Die ließen auch nicht lange auf sich warten, waren aber überwiegend nicht zufriedenstellend. Einer riet ihm dazu, doch einfach mal mit einer nicht amputierten Frau Sex zu haben. Einfach Sex zu haben? Wenn das einfach wäre, hätte Elmar das in seinem Leben ja vielleicht auch schon mal geschafft. Aber er hatte noch keinen Sex. Weder mit einer amputierten Frau, noch mit irgendwem anders. Er verschleuderte alles unter der Hand. Was vielleicht auch besser so war. Wenn er so bedachte, was er alles schon über Pannen beim Sex gelesen hat. An Ge-schlechtskrankheiten mochte er gar nicht den-ken. Und erst das Gespräch vorweg. Irgendwas musste er ja auch sagen, bevor er Sex hatte mit einer Frau. Ja, das war eigentlich das Schlimmste von allem. Das ins Gespräch kommen. Elmar hasste Gespräche! Schon immer. Wenn seine Mutter rief: Elmar wir müssen reden! Dann hätte er immer am liebsten seine Sachen genommen und wäre davon gelaufen. Das Reden war immer laut und hässlich und am Ende fühlte Elmar sich noch kleiner und unbedeutender und ungeliebt.
ISBN: 978-3-7502-9580-3