”Vera skrautmenni it mesta”; ein prachtliebender Mann zu sein, gilt in der altnordischen Sagaliteratur als durchaus positive Eigenschaft, denn prächtige und modische Kleidung spielte auch im täglichen sozialen Leben eine große Rolle im skandinavischen Frühmittelalter der Wikingerzeit. Und so wird in den isländischen Sagas zum Teil sehr genau die Kleidung und Tracht der Protagonisten beschrieben, wenn diese als hochrangige oder mächtige Männer dargestellt werden. Dabei lassen viele Beschreibungen trotz der großen zeitlichen Differenz zwischen dem Entstehungszeitraum der Sagas im 13. und 14. Jh. und der geschilderten Handlung – gegen Ende der Wikingerzeit um die Jahrtausendwende – Trachtelemente erkennen, die eindeutige Übereinstimmungen mit dem Bild der wikingerzeitlichen Tracht des Frühmittelalters nach dem heutigen archäologischen Forschungsstand aufweisen. So erscheint es aufschlussreich, die in der Sagaliteratur geschilderte Kleidung nicht generell als anachronistisch – sei es hochmittelalterlich beeinflusst oder schlicht phantastisch – zu übergehen, sondern jedes einzelne Element detailliert zu untersuchen und mit dem reichhaltigen archäologischen Fundmaterial zu vergleichen. Dadurch entsteht ein differenziertes Bild von der historischen Zuverlässigkeit der altnordischen Literatur und eine anschauliche Darstellung der Tracht der Sagazeit um die Jahrtausendwende.
ISBN: 978-3-8288-2724-0