Die Landkarte ‚Oberschlesisches Industrierevier‘ zeigt (unter anderem) ein Gebiet, das seit 200 Jahren stark vom Bergbau und der darauf aufbauenden Industrie geprägt wurde. Städte wie Gleiwitz/Gliwice, Beuthen/Bytom oder Kattowitz/Katowice sind nur 3 von 14 größeren Städten und 13 weiteren Gebietseinheiten, die zusammen mit 2,7 Millionen Einwohnern den zweitgrößten Ballungsraum Polens bilden. Ein dichtes Nebeneinander von Wohn- und Industriegebieten, durchzogen von einem Gewirr aus Eisenbahnstrecken, Straßen und Wasserwegen ist vergleichbar mit dem Ruhrgebiet. Und wie auch dort, findet hier in den letzten Jahren ein Bedeutungs- und Nutzungswandel statt. Der Bergbau geht zurück und viele oberirdische Flächen werden neu genutzt, während man gleichzeitig die besondere Ästhetik der Industriebauten und Bergbautechnik erkannt hat und mehrere hochinteressante Museen (einschließlich der UNESCO-Welterbestätte Silberbergwerk in Tarnowitz/Tarnowskie Góry) entstanden sind. Dieses Gebiet aber nur auf seine Industriegebiete und -geschichte zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht: In Gleiwitz/Gliwice, das eine historische Altstadt mit Ring und Burg hat, beeindrucken die Kaiserzeitbauten, in Kattowitz/Katowice hingegen die Bauten aus den 1920er Jahren. Beuthens/Bytoms schönster Bau ist die Schlesische Oper, in Deutsch Piekar/Piekary Śląskie gibt es ein wundertätiges Gnadenbild. Nördlich von Tarnowitz/Tarnowskie Góry erstrecken sich, weite stille und naturnahe Wälder, im Jagdschloss Promnitz/Promnice bei Pless/Pszczyna kann man gut essen und übernachten … Magnatenfamilien wie z. B. die Henckel-Donnersmarcks, die Giesches, die Ballestrems oder die Tile-Wincklers hinterließen Schlösser, Schlösschen und Villen, so in Brynneck/Brynek, Naklo/Nakło; Siemianowitz/Siemianowice Śląskie oder Plawniowitz/Pławniowice. Vom einstigen riesigen Schloss Neudeck in Świerklaniec bei Tarnowitz zeugt noch ein weitläufiger Park. Die tiefe Religiösität der Oberschlesier spiegelt sich in einer Vielzahl von Kirchen und Kapellen, darunter pittoreske Schrotholzkirchen oder beeindruckende, moderne Bauten wie die Christkönig-Kathedrale in Kattowitz. In der angrenzenden Region Kleinpolen liegt die Stadt Auschwitz/Oświęcim; die im frühen Mittelalter zeitweilig Regierungssitz eines schlesischen Herzogtums war. Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt durch das hiesige Vernichtungslager. Die Region ist seit vielen Jahrhunderten von polnischen und deutschen Einflüssen geprägt, und viele der Bewohner konnten und wollten sich nicht eindeutig einer der beiden Seiten zuordnen lassen (wie auch heute noch). Seit dem 19. Jahrhundert mit seinem auf allen Seiten wachsenden Nationalismus und verstärkt durch das Wiedererstehen des polnischen Staates haben sich in dieser Region Konflikte entwickelt, die mit dazu beitrugen, das hier auch der Startschuss des zweiten Weltkrieges fiel. Das Flüsschen Przemsa/Przemsza markiert die in weiten Abschnitten über Jahrhunderte gültige Ostgrenze Schlesiens. Hier stießen zeitweilig die 3 Kaiserreiche Deutschland (Schlesien), Russland (Kongresspolen) und Österreich (Galizien) aneinander. Die Przemsa teilt heute noch das Bergbaugebiet in den schlesischen Westen und das ‚Dombrowaer Kohlebecken‘ auch wenn jetzt beide Gebiete zur Woiwodschaft Śląsk/Schlesien gehören. Nach der Neugründung Polens gab es eine Abstimmung, Aufstände und letztendlich eine von den Alliierten verordnete neue Staatsgrenze mitten durch das oberschlesische Gebiet, die familiäre, wirtschaftliche und Verkehrsverbindungen zerschnitt und die auch keinen Frieden in die Region brachte. Die Landkarte reicht von der Oder im Westen mit der Residenzstadt Ratibor/Racibórz und dem Sankt Annaberg/Góra Świętej Anny – dem wichtigsten Wallfahrtsort Oberschlesiens – bis zur Weichsel nahe Auschwitz/Oświęcim und der Residenzstadt Pless/Pszczyna im Südosten. Im sowohl für Autofahrer, als auch für andere touristisch Interessierte gut lesbaren Maßstab 1:100.000 werden detailliert alle wichtigen Sehenswürdigkeiten, alle Fern- und Landstraßen sowie die wichtigsten Stadtstraßen, dazu intakte, stillgelegte sowie abgebaute Eisenbahnstrecken und zur besseren Orientierung geschichtlich interessierter Nutzer neben den aktuellen auch die wichtigsten historischen Verwaltungs- und Staatsgrenzen gezeigt. Auf der Rückseite enthält die Karte ausführliche Ortsverzeichnisse in Deutsch-Polnisch und Polnisch-Deutsch. Eine separate Karte zeigt die aktuellen Stadt- und Gemeindegrenzen, die (deutschen) Kreisgrenzen der 1930er Jahre und den Verlauf der Staatsgrenzen im 20. Jahrhundert. Mit der Darstellung ALLER Ortschaften und Wohnplätze und deren Bezeichnung in Polnisch und Deutsch ist diese Karte gute Grundlage für die Reise dorthin aber auch für historische Forschungen.
ISBN: 978-3-9820243-8-7