Aus heutiger Sicht betrachtet stellt das alte Karate scheinbar einen Anachronismus der Geschichte dar. Dies um so mehr, als der Friedensbegriff in der Gesellschaft immer zwingender und eindeutiger formuliert und artikuliert wird, ja werden muss. Zu keiner Zeit konnte in der Tat das alte Karate mit seiner auf feudalistischen Grundprinzipien beruhenden Definition des Begriffes Selbstverteidigung, in der ein Menschenleben nicht viel zählt, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zur Erhaltung wurde es notwendig, diese alte Kunst mit neuen Inhalten auszustatten, deren Gefährlichkeit einzuschränken, um sie so für eine neue Epoche zu rüsten. Das Karate Do wurde geboren. In jüngster Zeit wird weltweit ein Trend sichtbar, der dahin zielt, über den sportlichen Aspekt hinaus die Wurzeln zu erforschen, um so tiefer in das alte, voll Weisheit steckende Karate zu dringen. Sicher – es gibt heute viele Bücher über Martial Arts. Aber es gibt auch immer mehr Fragen. Schon aus diesem Grund ist es zu begrüßen, wenn im vorliegenden Werk Aspekte zur Sprache kommen, die in der bisherigen Forschung eher vernachlässigt wurden. Denn häufig stellt sich uns der Sinn und die Bedeutung unserer Kampfkunst wie ein Puzzle dar, das sich zwar allmählich zusammensetzen lässt, deren entscheidenden Bausteine wir jedoch nur von guten Lehrern erhalten. Meinen Erfahrungen nach ist es auch eine Illusion, die tieferen geistigen Inhalte des Karate mit all seinen mythischen Geheimlehren für sich allein oder über das pure Üben entschlüsseln zu wollen. Aber – so geheim waren die Lehren letztendlich doch nicht…
ISBN: 978-3-8311-0235-8