Die amerikanische Photographin Judith Joy Ross, geb. 1946, hat im Lauf der letzten 30 Jahre einen sehr eigenen, oft autobiographisch motivierten Blick für das Alltagsleben des Durchschnittsamerikaners entwickelt. In ihrem Heimatstaat Pennsylvania suchte sie etwa Schulen auf, in die sie selbst gegangen war, und photographierte dort Schüler von heute. Es entstand eine Serie einfühlsamer Portraits, die viel vom Kindsein und Erwachsenwerden, von meist nur nomineller Chancengleichheit und dem Leben in der amerikanischen Provinz erzählen. Aufsehen erregte Ross in den 80er Jahren mit einer Reihe von Portraitstudien, die sie vor dem Vietnam Veterans Memorial in Washington aufnahm. Die psychologische Bandbreite der Reaktionen und Empfindungen, die sich in den Gesichtern der anonymen Besucher dieses Gedenkorts abzeichnen, ist beeindruckend. Das vielfach ausgezeichnete Portraitwerk von Judith Joy Ross, die mit einer Großbildkamera und ausschließlich in Schwarzweiß arbeitet, steht in der Tradition eines August Sander oder des „dokumentarischen Stils“ von Walker Evans. Unser Bildband, der eine Ausstellung der Photographischen Sammlung SK Stiftung Kultur, Köln begleitet und von ihr herausgegeben wird, stellt Ross’ Werk erstmals umfassend vor.
ISBN: 978-3-8296-0565-6