Richard Wilhelm (1873–1930) ging 1899 als protestantischer Missionar nach Tsingtau im „Deutschen Schutzgebiet Kiautschou“. Er hat – wie er selbst schrieb – nie einen Chinesen getauft, studierte konfuzianische und daoistische Klassiker und übersetzte sie ins Deutsche. 1924 kam er als bekannter Sinologe nach Frankfurt, gründete das China-Institut und wurde als erster Professor für Sinologie an die junge Universität berufen. Der Theologe, der unterstützt von chinesischen Gelehrten seine sinologischen Kenntnisse erworben hatte, lehrte zuvor ab 1922 deutsche Literatur und Philosophie an der Peking Universität. Wilhelm hat mit seinen bis heute beliebten Übersetzungen deutschen Intellektuellen und Bildungsbürgern seiner Zeit die chinesische Kultur und Philosophie nahegebracht und ein positives Chinabild befördert. Auch mehr als 120 Jahre nach seiner Ankunft in China gelingt es ihm noch, Deutsche und Chinesen zusammenzubringen: In der anhaltenden Auseinandersetzung mit seiner China-Darstellung lebt er als Kulturvermittler fort.
ISBN: 978-3-95542-377-3