Die Sinologin und Religionswissenschaftlerin Livia Kohn stellt in dieser Studie verschiedene daoistische Texte vor, die vom 12. Patriarchen der Shàngqíng-Schule, Sima Chengzhen (647-735), verfasst wurden. Der zentrale Text, das Zuowanglun („Abhandlung über das Sitzen in Vergessenheit“); bietet eine detaillierte Analyse verschiedener Stadien der meditativen Praxis, wie sie im Rahmen der daoistischen Selbstkultivierung ausgeübt wurde. Die unterschiedlichen zur Anwendung kommenden Formen der Meditation werden dabei erläutert. So integriert die Technik des „Sitzens in Vergessenheit“ zuowang zahlreiche frühe Einflüsse, u.a. grundlegende Denkweisen aus dem Daode jing („Klassiker des Weges und der Tugend“) und ekstatische Visionen des Zhuángzi („Buch des Meisters Zhuáng“). Bezüglich der Methoden beinhaltet das „Sitzen in Vergessenheit“ Han-zeitliche Yangsheng-Übungen, Körperschau, Visualisationsmethoden des chinesischen Mittelalters sowie Einsichts und Weisheitsmethoden des Buddhismus. Die Technik zuowang stellt somit einen Höhepunkt in der Entwicklung daoistischer Meditation dar. Für das Verständnis dieser Meditation – sowohl historisch und akademisch, als auch aktuell und anwendungsbezogen – sind die Texte Sima Chengzhens von großer Bedeutung und eine wichtige Quelle für Tradition und Authentizität der modernen Praxis.
ISBN: 978-3-88136-248-1