Die schriftliche Fixierung dessen, was berühmte Lehrer an Wissen und Haltung vermitteln, erklärt deren Wirken nur zum Teil und lässt oft nicht erkennen, was letztlich ausschlaggebend ist, aus begabten Schülern weltberühmte Musiker zu machen. Bei Swarowsky aber, dem Schönberg- und Webern-Schüler, dem Mitarbeiter von Clemens Krauss und Richard Strauss, dem Theoretiker und Praktiker in einer Person, erklärt sich die pädagogische Faszination schon hinreichend aus der ungeheuren Fülle seines Wissens, der Summe seiner künstlerisch allseitigen und stets praxisbezogenen Bildung. Solches Wissen zu rekonstruieren und mit seinen handwerklichen Anweisungen zu einem Ganzen zu fügen ist in vorliegendem Buch versucht worden. Eine Partitur ‚Lesen‘ können heißt bei Swarowsky, in ihr auch all das, was als ein Teil ehemals bekannter Praxis nicht notiert worden ist – sei es, weil es in seiner Fülle nicht notierbar ist und daher heute als ‚vergessene Überlieferung‘ rekonstruiert sein will – zu erkennen, um es für die authentische Darstellung zu erschließen. Der Zweck seines Buches, das er nicht vollenden durfte, ist also: Musik richtig ‚lesen‘ zu lernen, d. h. deren Gestalt zu wahren. Damit wird es zu einem einzigartigen Lehrbuch für Interpreten, denen geistesgeschichtlicher Hintergrund und geheimer Zusammenhang der großen Meisterwerke ebenso wichtig wie die Methodik des Werk-Studiums ist.
ISBN: 978-3-7024-0138-2