Von August 1897 bis Februar 1898 bereiste der deutsche Mediziner (mit Schwerpunkt Psychiatrie), Ethnologe, Forschungsreisender, Amerikanist und Schriftsteller Karl von den Steinen ( 1855 -1929 ) im Auftrag des Ethnologischen Hilfskomitees unter Vorsitz von Valentin Weisbach die Südseeinseln Marquesas, um dort für das Berliner Völkerkundemuseum eine möglichst vollständige Sammlung anzulegen. Seine Reise zu den Marquesas erfolgte mittels eines Segelschiffes, ausgehend von San Francisco. Wegen des Verbots durch die damalige französische Besetzung und die Missionare waren Tätowierkunst, religiöse Zeremonien, Tänze, Gesänge und Trommeln lange Zeit untersagt. Karl von den Steinen erfasste die Motive der Körperbemalung der älteren oft von Kopf bis Fuß tätowierten Bewohner und dazu die Bedeutung der verschiedenen Motive. Aufgrund von Befragungen der älteren Einwohner machte er Aufzeichnungen über ihre Legenden, Rituale und Mythen. Die Aufzeichnungen Karl von den Steinens dienen nach der Neuentdeckung der Tätowierkunst auf den Marquesas-Inseln als Vorlage. Großteils ihm ist zu verdanken, dass ein erheblicher Teil des Wissens über die Tätowierkunst der Marquesas-Insulaner bewahrt werden konnte. Tatauierungen waren in Form von traditionellen Tätowierungen bis ins 20. Jahrhundert zentraler Bestandteil von Kultur und Gesellschaft, sowie Indikator für Stand und Reichtum des Trägers. Die Tätowierungen wurden von beiden Geschlechtern getragen. Bei Frauen waren sie allerdings von besonderer Bedeutung. Auch das Stechen der Tatauierungen wurde grundsätzlich von Frauen vorgenommen, die meist höheren Gesellschaftsschichten angehörten und das Handwerk entsprechend der matrilinearen Gesellschaft an ihre Töchter weitergaben. Menschen ohne Tätowierungen wurden in der Gesellschaft als klemedu (nackt) und Frauen als nicht heiratsfähig betrachtet. Der Band ist illustriert mit 215 S/W-Abbildungen bzw. Tatoo-Mustern. Nachdruck der Originalauflage von 1925.
ISBN: 978-3-96169-026-8